Ohne Ian und Eddie bin ich nach Navarrete geeilt, weil Sandra dort nur bis 10:30 Uhr auf mich warten würde. Um 10 Uhr bin ich angekommen, kurz darauf trafen wir uns vor der Kirche. Bevor wir weitergehen konnten, musste ich erstmal die riesige Blase unter meinem rechten Fuß verarzten. Eine extra Frühstückspause haben wir nicht eingelegt, um keine Zeit zu verplempern. Die alte Dame aus unserer Herberge konnte leider keinen mehr erreichen, weshalb wir uns ab jetzt im Bettenkampf mit den anderen Pilgern befanden. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Es sei denn, man hat eine Reservierung. Sandra war eine nette Zeitgenossin und es hat mal wieder richtig gut getan, in Deutsch mit jemandem zu reden.

Im strömenden Regen erreichten wir Ventosa. Vor der Herberge hatte sich schon eine lange Warteschlange mit Pilgern gebildet. Ob wir einen Platz abbekommen oder nicht, würden wir erst in einer Stunde erfahren, wenn sie öffnet. Wir haben uns nicht viel Hoffnungen gemacht und uns stattdessen entschieden, die 10 Kilometer nach Najera in Angriff zu nehmen. Wegen den Blasen war zu diesem Zeitpunkt an normales Gehen nicht mehr zu denken. Sandra ist alleine vorgegangen, um zu versuchen, ein Bett für mich zu reservieren. Sie nahm meinen Pilgerausweis und war bald außer Sichtweite.

Nach 2 Stunden hat der Regen aufgehört und die Hose ist erfreulicherweise genauso schnell getrocknet, wie sie sich mit Wasser vollgesogen hat. Najera war noch nicht in Sicht, da schrieb mir Sandra eine SMS, dass ich mich beeilen muss. In der öffentlichen Herberge kann man keine Betten reservieren. Verdammt! Keine Sekunde zu spät kam ich grad noch rechtzeitig an. Von den 46 Doppelstockbetten waren nur noch ein paar frei. Ich kann nur von Glück reden, dass Sandra zufällig in dem Moment zum Eingangsbereich kam, um mir daraufhin meinen Pilgerausweis zu bringen. Denn ohne den kann man nicht einchecken. Völlig geschafft hab ich mich ins Bett geschmissen und bis zum Abendbrot gepennt. Wir sind in ein kleines Restaurant gegangen, wo es das beste Essen auf dem ganzen Jakobsweg gab. Ein riesiges Steak mit Pommes und Salat. Ich konnte einfach nicht anders, als ein Foto davon zu machen. Vor einer Woche hab ich Eddie noch dafür ausgelacht. Die asiatischen Einflüsse der letzten Tage sind anscheinend doch nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Im Fernsehen wurde ein Stierkampf gezeigt. Das war für uns beide eine Premiere – müssen wir aber nicht nochmal haben. Wer sich beim Anblick dieses brutalen Massakers unterhalten fühlt, kann nicht mehr ganz rund laufen. Was glaubt der Mensch eigentlich wer er ist, um so mit einem Leben umzugehen.

 

 

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