5 Uhr bin ich aufgestanden und schaute aus dem Fenster – es schüttete wie aus Eimern. Zum Glück haben Stuart und ich uns vor zwei Tagen mit neuen Mülltüten versorgt. Davon zog ich jetzt jeweils eine über die Füße. Als ich um 6 Uhr losmarschierte, hatte es aufgehört zu regnen. Zu faul, die Tüten wieder auszuziehen, nur um sie dann vielleicht schon wieder in einer halben Stunde drüber zu stülpen, behielt ich sie gleich an. Der Camino hat sich über Nacht in einen einzigen großen Modderweg verwandelt. Ich hatte trotzdem meinen Spaß dabei und bin im Laufschritt an den anderen Pilgern vorbeigezogen. Die 21 km Etappe absolvierte ich in persönlicher Rekordzeit. Um 11 Uhr schrieb ich mich in der Albergue von Itero de la Vega ein. Für 10 Euro die Nacht kriegt man hier ein Einzelbett. Wie ein kleines Kind freut man sich mittlerweile über solchen „Luxus“. Letzte Nacht habe ich noch auf einem 2 Meter hohen Doppelstockbett ohne Randbegrenzung geschlafen. Aus Angst runterzufallen, hab ich es nicht gewagt, mich umzudrehen.

Als ich aus den Schuhen stieg, badeten die Füße in ihrem eigenen Schweiß. Also wasserdicht sind die Tüten allemal! Unter der Dusche hab ich die dreckigen Sachen gewaschen und anschließend über der kleinen Elektroherdplatte getrocknet. Vor der Herberge schlafend hab ich danach auf die Nachzügler gewartet. Wie wir später feststellen mussten, gab es in dem Dorf absolut nichts zu sehen oder zu tun. Allmählich hatte ich von diesen kurzen Tagen die Nase voll. Auch die anderen konnten sich besseres vorstellen, als einem 80 jährigen Barkeeper dabei zuzusehen, wie er 5 Minuten braucht, um eine Tasse Kaffee, beziehungsweise heiße Schokolade, zu machen. Deshalb beschlossen wir einstimmig, morgen unseren ersten 30 km Tag einzulegen. Hurray!

 

 

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