Ich bin heute extra früh losgegangen, 6:15 Uhr um genau zu sein. Mein Plan war, so früh wie möglich in León anzukommen, um genügend Zeit zu haben, mich nach einem Geschenk für die drei umzuschauen. Damit wir uns in der Stadt wiederfinden, war die Kathedrale als Treffpunkt vereinbart worden. Unsere eingeschlagene Nebenroute verband sich wieder mit dem Hauptweg, was sich in erster Linie an den Massen von Pilgern äußerte. Um keine Zeit zu verschwenden, bin ich die 26 km ohne Pause in einem viel zu hohen Tempo gelaufen. Dass ich davon neue Blasen an den Füßen bekommen würde, war mir vollkommen klar, störte mich aber nicht wirklich, weil es ja die letzte Etappe ist. Am Stadteingang von León wurde es auf einmal sehr unübersichtlich. Statt einem Pfeil gab es jetzt plötzlich drei oder vier. Einer von ihnen stand für den Jakobsweg, die anderen für verschiedene Herbergen. Ich entschied mich natürlich für den falschen und stand irgendwann mit 2 Brasilianern vor einer davon. Da sie Spanisch sprechen konnten und ebenfalls zur Kathedrale wollten, heftete ich mich an ihre Fersen. Nach einer weiteren Stunde war sie dann endlich gefunden.

In den zahlreichen Souvenirläden schaute ich mich nach einem kleinen Geschenk um. Ein paar kleine Glöckchen fielen mir sofort ins Auge und erinnerten mich an das Buch von Hape Kerkeling. Er wählte das gleiche Geschenk für seine beiden Weggefährtinnen. Erst zögerte ich, aus eben diesem Grund. Aber vielleicht hätte ich sie auch gekauft, wenn ich das Buch nicht gelesen hätte?! Als ich hatte, wonach ich suchte, setzte ich mich auf den Marktplatz und bestaunte dieses bauliche Meisterwerk. Sie gilt als eine der schönsten Kathedralen Spaniens und ist die einzige, die im 13./14. Jhd. im Stil der französischen Gotik erbaut wurde.

Zur Mittagszeit erreichten Stuart und Eszter das Ziel, eine halbe Stunde später hatte es auch Liz geschafft. Sie erzählte uns, dass sie tatsächlich 2 Doppelzimmer im Parador Hotel buchen konnte. Total aufgeregt kamen wir dort an und waren von dem ganzen Luxus völlig überwältigt. Das schönste war mit Abstand das Bad mit der großen Badewanne. Nach fast 4 Wochen das erste Mal wieder baden, juhu! Seitdem hatte ich auch kein Internet, also schrieb ich als erstes Paul eine Email, den ich zuletzt in Logroño gesehen habe, wo er jetzt steckt. Wie der Zufall es so wollte, ist er mit seiner Familie heute in León angekommen und möchte bis übermorgen bleiben. Kurzerhand verabredeten wir uns morgen zum Mittagessen. Als Dankeschön spendierten wir Liz ein Pilgermenü und schauten uns anschließend die Stadt an. Das Highlight war natürlich die Kathedrale, in der wir von einem interaktiven Führer (eine Art Telefon) die Entstehungsgeschichte und viele weitere Informationen erfuhren. Vor ein paar hundert Jahren wäre sie fast zusammengestürzt, bis sie ein findiger Architekt fast von den Grundmauern wieder aufbaute. Das Ergebnis ist mehr als beeindruckend!

Am Abend schenkte ich ihnen jeweils eines der Glöckchen, worüber sie sich sichtlich freuten. Jeder hatte die gleiche bekommen, als Symbol für unsere gemeinsame Zeit und die wunderbare Freundschaft, die wir geschlossen haben. Man kann mit Worten gar nicht ausdrücken, wie froh ich darüber bin, sie kennengelernt zu haben. Ich werde die Zeit nie vergessen und bin unendlich glücklich, so eine tolle Zeit gehabt zu haben.

 

 

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