Diesen Morgen konnte ich das Gewicht des Rucksacks ein weiteres Mal verringern. Die letzten Seile, aka Wäscheleinen, mussten dran glauben. Wieder ein paar hundert Gramm weniger. Frühstück haben wir um halb 7 draußen auf einer Bank gegessen. Normalerweise machen wir das immer im Flur, um die Langschläfer nicht aufzuwecken. Aber selbst dort hat heute Nacht jemand wegen Platzmangel geschlafen.

20 Kilometer sind wir an dem Tag gelaufen. So kurz die Etappen auch sein mögen, bei jedem Stopp in einem Café oder Bar hört man von Eddie und Ian nur noch eines: „WIFI? WIFI?“ In solchen Situationen wusste ich nie, ob ich das lustig oder bedauernswert finde sollte. Eigentlich ist der Jakobsweg dazu da, um mal komplett abzuschalten – fern ab von dem ganzen Alltagsstress. Deswegen fand ich den Drang, ständig mit der „Außenwelt“ in Verbindung bleiben zu wollen, etwas widersprüchlich.

Gegen 14 Uhr sind wir schon an unserem Zielort angekommen. Torres del Río war ein kleines verschlafenes Dörfchen, dessen Sehenswürdigkeit die Kirche des heiligen Grabes ist. Der Eintritt in die Mini-Kapelle kostete 2 Euro. Auf den ungefähr 10 qm² befand sich der Tisch samt Kassiererin, ein gotisches Kruzifix sowie ein Sarg aus Stein. Ein Schelm wer denkt, dass sei reine Touristenabzocke. Auf dem Rückweg zur Herberge haben wir Paul mit seiner Frau Magret und Schwester Ellie getroffen. Sie sind „Aussies“, also Australier und richtig nette Zeitgenossen. Wir sind uns in letzter Zeit des Öfteren begegnet, haben jedoch nie mehr als ein paar Worte miteinander gewechselt. Das holten wir diesen Nachmittag alles nach. Zum Anfang hatte ich mit seinem Akzent arge Probleme, das legte sich aber nach einer Stunde „einhören“. Wir erzählten den lieben langen Tag. Ian und Paul bestellten sich ein Glas Wein nach dem nächsten. Sie meinten, bei den günstigen Preisen muss man ja zuschlagen. Bei ihnen zu Hause ist der Alkohol um ein Vielfaches teurer. Nach dem gemeinsamen Abendessen bin ich heute schon sehr früh zu Bett gegangen, um den Schnarchern zuvorzukommen. Hatte noch einiges an Schlaf nachzuholen.

 

 

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