Wandern war heute keine Option für mich, weshalb Igor bei der Herbergsleiterin nach einer Busverbindung nach Pendueles fragte. Während die anderen ohne mich loszogen, wartete ich an der Bushaltestelle. Ich habe mich schon gewundert, dass der Bus 20 Minuten Verspätung hatte, schob es aber auf die spanische Lässigkeit. Der Busfahrer winkte allerdings ab, als ich wiederholt Pendueles? fragte. Ein Engländer bestätigte dann meine Befürchtung: es fährt kein Bus dorthin. Lediglich in ein Dorf, von wo aus es noch einmal 11 km bis nach Pendueles sind. Wenig begeistert stieg ich in den Bus und fuhr zu dem besagten Örtchen, das erstaunlicherweise sogar einen Bahnhof hatte. Leider stand mein Tagesziel nicht auf dem Fahrplan, woraufhin ich in den sauren Apfel beißen musste und zu Fuß weiterging.

Die Hälfte der Strecke führt direkt neben der Nationalstraße entlang, was natürlich ein unheimlich schönes Erlebnis war. Kaum war dieser Abschnitt bewältigt, stand das nächste Problem vor der Tür: eine riesige Baustelle durchkreuzte den Jakobsweg und niemand hat daran gedacht, einen alternativen Weg für die Pilger auszuschildern. Mit ein bisschen Raten und Kompass lesen war aber auch das zu meistern. Gute 3 Stunden hat es insgesamt gedauert, bis ich endlich ankam. Und zu meiner freudigen Überraschung gab es einen Bahnhof – das heißt ich bin völlig umsonst hergelaufen! Wenn ich heute eines gelernt habe, dann dass man sich zuverlässig darauf verlassen kann, unzuverlässige Informationen von spanischen Fahrplänen zu bekommen.

Igor entdeckte mich zuerst, wie ich durch die Straßen schlich. Er zeigte mir den Weg zur Herberge, wo mich Ugnius abermals mit einem lauten „NICOOOO!!“ empfing. Außer uns waren etliche andere Pilger hier. Keine Ahnung aus welchen Löchern die alle gekrochen sind, aber so viele habe ich auf dem Camino del Norte noch nicht auf einem Haufen gesehen. Die meisten von ihnen waren Deutsche, von denen ich mich allerdings elegant fern hielt. Ihre Gesprächsthemen drehten sich im Großen und Ganzen darum, die anderen mit ihren tollen Berufen und materiellen Dingen zu beeindrucken. Als sie damit fertig waren, wurden alle negativen Medienereignisse der vergangenen Wochen ausgepackt – je schlechter die Nachricht, desto besser. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie man so leben kann – immer nur auf das Negative fokussiert zu sein, anstatt sich auf die schönen Dinge im Leben zu konzentrieren. Haben die Leute eigentlich auch mal Spaß im Leben?

 

 

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