In den frühen Morgenstunden habe ich mich von Lisa verabschiedet. Zu gerne wäre ich mit ihr weitergewandert, allerdings musste ich ja auch rechtzeitig in Sarria ankommen, um Liz nicht zu verpassen. Bis jetzt konnte ich sie noch nicht einmal per E-Mail erreichen, weil mein tolles Handy sich mit den wenigen WLAN-Netzen partout nicht verbinden wollte.

Beim ersten Stopp an einer Bar hieß es dann, von Veronica und Guillermo Abschied zu nehmen. Zu allem Überfluss wollte die Kamera nicht mehr funktionieren, sodass es nicht mal ein Abschiedsfoto gibt. In einem Wahnsinnstempo sind Igor, Ugnius und ich Richtung Berge gezogen. Auf den letzten 10 km hörte man von Ugnius immer nur Wir sind bald da. Nur noch 3 km!. Kurz vor der Ankunft brach ein sintflutartiger Regenschauer los, dem wir nur entkommen konnten, weil wir gerade zufällig an einem alten Schuppen vorbeikamen. Zwei Pilger, die vor uns gingen, hatten weniger Glück. Kurze Zeit später waren die „3 km“ endlich rum. Wir standen vor einem Kloster, wo – wer hätte es gedacht – die Türen verschlossen waren. Nach einer Stunde kam jedoch jemand vorbei, kassierte die 5 Euro, gab uns einen Stempel in den Pilgerausweis und ließ uns rein. Nicht ohne uns vorher zu warnen, das Wasser aus der Leitung zu trinken. Wenn wir es doch vorhaben sollten, müssten wir es unbedingt abkochen. Innerhalb des Steingemäuers war es bitterkalt und wer duschen wollte, durfte sich nicht von dem eiskalten Wasser abschrecken lassen. Die beiden Mädchen Igor und Ugnius haben gekniffen – Weicheier!

Am Abend erkundete ich das Kloster noch ein wenig. Aus der Ferne hörte ich die Mönche singen, ein wahrlich Ehrfurcht einflößender Gesang, der mir richtig unter die Haut ging und noch lange in Erinnerung bleiben wird. Genauso wie der tolle Abend, den wir noch hatten: Ugnius kochte Abendbrot für uns drei. Es gab Kartoffeln, Fleischbällchen, Spiegeleier und Wurst. Ein wahres Festmahl für unsere Verhältnisse. Nicht so schön war, dass ich später mein T-Shirt verkokelt hab, als ich es über der Herdplatte trocknen wollte. Dafür hatte ich jetzt eine zusätzliche Belüftung am Rücken.

 

 

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