Das Frühstück aß ich heute ausnahmsweise mal nicht in der Herberge, sondern hab damit gewartet, bis ich auf einer schönen Lichtung ankam und der Sonne beim Aufgehen zugucken konnte – ein traumhafter Start in den Tag! Gleich in der Nähe befand sich das Dorf O Cebreiro, in dem man die Möglichkeit hat, sich die runden Häuser mit Strohdächern anzugucken, wie sie schon vor 2500 Jahren in dieser Region gebaut wurden. Die zweite Sehenswürdigkeit ist die Büste von Don Elías Valiña Sampedro, der 1984 die gelben Pfeile als Wegweiser für die Pilger des Jakobsweges einführte.
Ab dem Vormittag war es verdammt heiß und das Gelände alles andere als flach. Alles in allem eine sehr schweißtreibende Angelegenheit. Als ich das erste Straßenschild nach Sarria sah, war ich total euphorisiert. Eigentlich wollte ich nur bis nach Triacastela gehen, was ein super kurzer Tag von 22 km gewesen wäre. Jetzt war ich allerdings fest entschlossen auch noch die letzten 23 km anzuhängen.
Die letzten Stunden hab ich ehrlich gesagt den Überblick verloren, wo ich war und wie weit Sarria noch entfernt war, weil irgendwie keine Namensschilder in den Dörfern standen. Umso überraschter war ich, als ich es plötzlich erreicht hatte! In den vergangenen 5 Tagen hab ich somit 210 km zurückgelegt und war dem Zeitplan jetzt 3 Tage voraus. Bei der Albergue hatte ich voll ins Schwarze getroffen. Der Herbergsleiter war ein total cooler Typ und zudem gab es einen richtig schönen Garten, der zum Ausruhen nur so einlud.
22 Uhr tauchten plötzlich 2 Spanierinnen in meinem Zimmer auf. Die beiden wollen morgen starten und fragten mich in gebrochenem Englisch über den Alltag eines Pilgers aus. Da man nur die letzten 100 km nach Santiago de Compostela zurücklegen muss, um die Urkunde zu bekommen, wird der Camino ab jetzt extrem überfüllt sein. Die spanischen Studenten bekommen die Compostela sogar in ihrem Studium angerechnet.