Sport
Der sportliche Teil war, abgesehen von der Beschaffung der Ausrüstung, der mit Abstand wichtigste Aspekt der Vorbereitung. Ich kann das gar nicht oft genug wiederholen! Denn von vielen wird das gerne übersehen. Auf dem Jakobsweg habe ich kaum jemanden getroffen, der im Vorfeld etwas für seine Fitness getan hat. Stattdessen hoffen sie, dass sich im Laufe der Zeit an die ungewohnten Belastungen zu gewöhnen. Meiner Meinung nach ist das absolut dumm und verantwortunglos. Man muss sich nur mal angucken, wieviele wegen körperlicher Probleme aufgeben. Schätzungen zufolge gibt jeder vierte auf dem Jakobsweg auf. Auf dem Appalachian Trail kommt sogar nur jeder vierte an!
Warum sollte man so ein großes Risiko eingehen, wenn man es durch gezieltes Training drastisch reduzieren kann?! Da führe man sich nur einmal vor Augen, was so eine Reise mit Ausrüstung, Flügen, Zeit (Urlaub) etc. kostet und setzt dann alles leichtsinnig aufs Spiel. Deshalb appeliere ich an alle, die sich eine längere Wanderung vornehmen: schnappt euch den Rucksack und geht wandern! Wenn es zum Anfang noch zu anstrengend ist, geht einfach so spazieren. Eurer Körper wird es euch auf jeden Fall danken! Ich weiß, dass viele Leute gerne mit der Ausrede „keine Zeit“ kommen, wenn es um sportliche Aktivitäten geht. Dann sollte man sich mal fragen, wie lange man abends vor dem Fernsehen sitzt. Im Endeffekt ist es nur eine Frage der Motivation und Prioritätensetzung.
Wer meinen Blog vom Jakobsweg 2014 gelesen hat, weiß von den Knieproblemen, die ich hatte. Für fast 2 Monate nach der Rückkehr konnte ich es nicht mehr als 45° einbeugen. Die Diagnose des Orthopäden war, dass das Knie die Belastungen nicht gewöhnt war, sich entzündet und sehr viel Wasser eingelagert hat. Ich hatte zwar unheimlich viel trainiert, aber hauptsächlich Kraftraining. Wäre ich mal öfter wandern gegangen – aber hinterher ist man immer schlauer. Einen nicht ganz unerheblichen Teil der Schuld, trug wahrscheinlich der viel zu schwere Rucksack mit seinen knappen 25 kg auf den ersten beiden Etappen.
Anscheinend war aber noch mehr kaputt, weil das Knie überhaupt nicht mehr belastbar war. Das hat sich zum einen darin geäußert, dass ich unbewusst immer versucht habe, es beim Gehen zu entlasten und andererseits konnte ich keine 5 km gehen, ohne danach wieder anhaltende Schmerzen im Knie zu haben. Deshalb musste ich das Training sehr langsam angehen. Anfangs habe ich nur kleine Spaziergänge gemacht, die mit der Zeit immer länger wurden. Später mit Zusatzgewicht im Rucksack – erst mit 2 kg, dann 3 kg, und so weiter. So lange, bis ich problemlos mit 10 kg wandern konnte. Kurz vor Neujahr habe ich zudem mit dem Lauftraining begonnen, was eine noch größere Belastung für die Gelenke darstellt. Übermütig habe ich mit 3 km angefangen und wurde prompt mit erneuten Knieschmerzen belohnt. Also hieß es auch erneut, ganz klein anzufangen und sich stetig zu steigern. Mittlerweile kann ich 10 km ohne Probleme laufen.
Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte, ist das Dehnen der Beinmuskulatur. Mittlerweile dehne ich mich 2x täglich und möchte es gar nicht mehr missen. Wie wichtig es ist, lässt mich das Knie umgehend spüren, wenn ich es mal auslasse. Auf das Thema werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genauer eingehen.