B1/B2-Visum für die USA

Als deutscher Staatsangehöriger kann man in 172 Länder visafrei einreisen, unter anderem auch die USA. Der Haken bei der Sache ist, dass man mit dem unkomplilzierten und schnellen ESTA-Verfahren maximal 3 Monate bleiben darf.

Wenn man nicht gerade ein Extremsportler ist, wird man allerdings mehr Zeit für die 3500 km des Appalachian Trails benötigen. In meinem Fall habe ich ein B1/B2-Visum beantragt. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes kombiniertes Geschäfts- und Touristenvisum.

Meistens wird es für 10 Jahre und mehrere Einreisen ausgestellt, zu erkennen an dem „M“ für multiple. Das heißt, man darf innerhalb der nächsten 10 Jahre für maximal 180 Tage am Stück einreisen. Mit dem I-94-Formular kann man es theoretisch um weitere 6 Monate verlängern lassen. Beachtet, dass erst der Grenzbeamte am amerikanischen Flughafen darüber entscheidet, wie lange ihr tatsächlich bleiben dürft. Sollte der Grenzbeamte den Verdacht bekommen, dass ihr euren Lebensmittelpunkt in die USA verlagert, weil ihr sehr oft und lange einreist, kann er die Einreise verweigern, das Visum entziehen und euch auf eine Liste setzten, die es euch sehr schwer macht, ein neues Visum zu bekommen.

Welche Arten von Visa es sonst noch gibt, kann man bei Interesse auf der offiziellen Webseite nachlesen.

Da ich überhaupt keine Vorkenntnisse mit der Beantragung eines Visums hatte, war ich schnell von der Masse an Informationen erschlagen. Damit ihr es leichter habt und nicht elendig viel Zeit damit verschwendet, euch durch den Informations-Dschungel zu kämpfen, habe ich ein kleines Tutorial für die Beantragung des B1/B2 Visums erstellt. Ich hoffe, es hilft euch!

Schritt 1 – Ausfüllen des DS-160-Formulars

Auf dieser Webseite muss zunächst die Stadt ausgewählt werden, in der man später zum Visagespräch geht. In Deutschland haben wir die Wahl zwischen Berlin, Frankfurt und München. Die jeweiligen Adressen sind hier angegeben.

Mit einem Klick auf „Start an Application“ geht es los. Daraufhin muss man eine Sicherheitsfrage auswählen und die passende Antwort eintragen. In der rechten oberen Ecke ist zudem die Application-ID angegeben. Diese Daten UNBEDINGT MERKEN! Wenn man das Formular nicht in einem Rutsch ausfüllt, kann der Fortschritt gespeichert und später wieder aufgerufen werden. Dafür braucht man dann die Daten.

Das Formular gliedert sich in die folgenden Abschnitte:

  • Personal
  • Address and Phone
  • Passport
  • Travel
  • Travel Companions
  • Previous U.S. Travel
  • U.S. Contact
  • Family
  • Work / Education / Training
  • Security and Background

Ich werde aber nicht jeden einzelnen Punkt durchgehen, weil das meiste selbsterklärend ist.

Generell gilt, dass alle Antworten in Englisch zu beantworten sind und keine Umlaute verwendet werden dürfen – es sei denn, man wird ausdrücklich danach gefragt!

Beispiel:

  • Surnames: Mueller
  • Given Names: Joern
  • Full Name in Native Alphabet: Jörn Müller

Nachfolgend sind die größten Stolperstellen beschrieben. Einfach auf die jeweilige Registerkarte klicken.

  • State/Province: „Does not apply“
  • Telecode Name Used: No
  • National Identification Number: „Does not apply“
  • U.S. Social Identification Number: „Does not apply“
  • U.S. Taxpayer ID Number: „Does not apply“

State/Province: „Does not apply“

  • Passport/Travel Document Type: „Regular“
  • Passport/Travel Document Number: im Reisepass zu finden (9-stellig)
  • Passport Book Number: „Does not apply“
  • Where was the Passport/Travel Document issued: die Stadt, in der der Reisepass ausgestellt wurde
  • State/Province *If shown on passport: „Does not apply“
  • Issuance Date: Ausstellungsdatum (siehe Reisepass)
  • Expiration Date: Gültig bis (siehe Reisepass)
  • Purpose of Trip to the U.S.: Temp. Business Pleasure Visitor (B)
  • Specif: Business & Tourism (Temporary Visitor) (B1/B2)
  • Have you made specific travel plans: [in meinem Fall] No
  • Intended Date of Arrival: ungefähre Angabe, falls es noch nicht feststeht
  • Intended Length of Stay in U.S.: ungefähre Angabe, falls es noch nicht feststeht
  • Street Address: [in meinem Fall] Appalachian Trail
  • City: Atlanta (weil sie dicht am Startpunkt liegt)

Hier musste ich bei meinen Camino-Freunden rumfragen, ob sie mir jemanden nennen können, der in den USA lebt. Bei „Relationship to you“ habe ich dann OTHER angegeben.

  • State/Province: „Does not apply“
  • Briefly describe your duties: kurz die berufliche Tätigkeit in Englisch (!) beschreiben
  • Were you previously employed: Hier wollen sie eure letzten Jobs wissen. Am besten in chronologischer Reihenfolge angeben, damit die Beamten nicht verwirrt werden.
  • Have you attended any educational institutions at a secondary level or above: Falls man die Uni besucht hat, ansonsten „Does not apply“. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Studium abgeschlossen wurde.
  • Hier ein digitales Foto hochladen und mit Hilfe des „Photo Cropping Tool“ zurechtschneiden. Ich habe das Tool leider erst gesehen, als ich 2 Stunden lang versucht habe, das Foto manuell auf die passende Maße zurechtzuschneiden. Was alles dabei alles geprüft wird, kann man hier nachlesen.
  • Falls das Foto nicht akzeptiert wird, einfach das Formular speichern, neues Foto machen und später fortsetzten.
  • Das eingereichte Foto muss man ebenfalls ausgedruckt (5x5cm) zum Visagespräch mitbringen. In Berlin war das Bild einer Antragstellerin zu alt o. Ä. Es gab allerdings die Möglichkeit, vor Ort ein neues Passfoto machen zu lassen.

Geschafft! Nur noch mit der Reisepassnummer „digital“ unterschreiben und den Antrag einreichen. Die folgende Bestätigungsseite ausdrucken, da sie beim Visagespräch benötigt wird (darauf achten, dass der Barcode gedruckt wird).

Schritt 2 – Bezahlen der Visagebühr/Termin vereinbaren

Um einen Termin für das Visagespräch vereinbaren zu können, muss man eine Gebühr bezahlen. Auch wenn das Visum abgelehnt wird, wird es nicht wieder zurückerstattet.

Zunächst muss man sich einen Account auf dieser Webseite anlegen. Auf dem Dashboard geht man als erstes auf „Profil aktualisieren“ und trägt alle persönlichen Daten ein. U.a. wird hier auch die Bestätigungsnummer des DS-160-Formulars abgefragt, sodass die Zahlung zugeordnet werden kann.

Der nächste Schritt ist die Vereinbarung des Termins über den entsprechenden Menüpunkt. Hat man alle Fragen beantwortet, öffnet sich folgende Seite mit den Bezahloptionen:

Wenn man auf die gewünschte Option klickt, werden die benötigten Zahlungsinformationen in einem neuen Tab geöffnet.

Ist das Geld angekommen und zugeordnet worden, lässt sich der Termin vereinbaren.

Nach ein paar Tagen wunderte ich mich, dass keine Bestätigung über die Zahlung kam und wandte mich an den Support (Dashboard>Kontakt). Die Antwort kam innerhalb 10 Minuten! Dadurch, dass die Belegnummer automatisch in der Zahlungsübersicht eingetragen wurde, konnte ich den Termin vereinbaren.

Wichtig: Nach der ersten Terminvereinbarung gelten gewisse Einschränkungen bezüglich der erlaubten Anzahl an Terminänderungen. Es kann passieren, dass man die Gebühr erneut bezahlen muss, um einen Termin zu vereinbaren. Deshalb sucht euch das Datum mit großer Sorgfalt aus!

Hinweis: Falls ihr im Internet etwas von der Roskos & Meier OHG als Zahlungsdienstleister gelesen habt, diese Information ist veraltet! Seit dem 14.12.2013 wird das oben beschriebene Verfahren verwendet.

Schritt 3 – Visagespräch

Jeder Antragsteller ist verpflichtet, einen Termin für ein Visagespräch zu vereinbaren und persönlich bei diesem Gespräch zu erscheinen. Ausgenommen sind Kinder unter 14 Jahren, Personen über 79 Jahre, Diplomaten auf Dienstreise und bestimmte Antragsteller, die ihr Visum verlängern lassen möchten.

Ich bin mit dem Zug nach Berlin gefahren und hab dann vom Bahnhof Zoo den Bus X10 genommen. Wenn man beim Oskar-Helene-Heim aussteigt, muss man nur noch ca. 5 Minuten die Clayallee entlang gehen, bis man die Botschaft erreicht hat.

Folgende Dokumente brauchte ich:

  • Bestätigungsseite des DS-160-Formulars
  • Terminbestätigung mit der darauf enthaltenen Zahlungsbestätigung
  • Reisepass
  • Passbild (5×5 cm)
  • Kontoauszug

Hier ist noch einmal die offizielle Liste verlinkt, falls sich etwas ändern sollte.

Alles was nicht auf der Liste steht, ist zum größten Teil verboten. Darunter fallen zum Beispiel alle elektronischen Geräte! Hier könnt ihr euch die offizielle Liste noch einmal ganz genau durchlesen. Die Beamten machen auch vor Frauen mit Handtaschen keinen Halt. Zudem gibt es keine Möglichkeit die Sachen verstauen zu lassen. 2 Frauen, mit denen ich gewartet habe, brachten ihre Taschen daraufhin zu einer nahegelegenen Arztpraxis.

Ungefähr 40 Minuten standen wir draußen in der Warteschlange. Es folgte der obligatorische Sicherheitscheck, bevor man den Reisepass und die Bestätigungsseite abgeben musste. Dann hieß es wieder warten. Nach 1,5 Stunden wurde ich an den Schalter gerufen. Das Gespräch war kurz und schmerzlos. Er wollte nur wissen, was ich in den USA machen möchte, und wie ich es finanziere. Das war’s!

Der Reisepass mit dem eingetragenem Visum wurde 3 Tage später per Post zugeschickt.

Fazit

Mit den nötigen Informationen ist es eigentlich gar nicht schwer. Beantragt das Visum am besten so früh wie möglich und bucht den Flug nicht, ehe ihr das Visum in den Händen haltet. Denn niemand kann einem garantieren, dass es auch wirklich klappt.

Was hat der Spaß jetzt eigentlich gekostet?

  • 140 Euro Gebühr
  • 58 Euro Zugfahrt
  • 5 Euro Busfahrt
  • etliche graue Haare

Ich hoffe zumindest, dass euch letzteres mit dem Tutorial erspart bleibt!