Vorbereitung

Noch einmal so unvorbereitet wie im Vorjahr, wollte ich definitiv nicht losziehen. Deshalb begann ich schon extrem früh mit der Vorbereitung, genauer gesagt 2 Monate nachdem ich aus Spanien zurückgekehrt bin. Davor war mein Körper nicht in der Lage, irgendwelchen sportlichen Aktivitäten nachzugehen, weil die Füße noch wochenlang nach der Rückkehr wehgetan haben und die Hüfte und der untere Rücken noch ziemlich steif waren. Ja, so ist das halt im Alter – mit 23 Jahren *HUST*.

Jedenfalls bin ich seitdem ins Fitnessstudio gegangen. Eigentlich nur um die Beinmuskulatur zu stärken, damit das Knie möglichst gut stabilisiert wird und mich hoffentlich nicht wieder ausbremst. Mit der Zeit wurde es immer mehr und mehr, bis ich zu Spitzenzeiten 7x pro Woche trainierte und schließlich in der Verfassung meines Lebens war. So, dachte ich zumindest, wäre es kein Problem, einen 20 kg Rucksack über Wochen hinweg zu tragen. Für den Jakobsweg ist das natürlich viel zu viel – nicht aber für den Appalachian Trail, wo man Zelt, Isomatte, Kochgeschirr und Essen mitschleppen muss, weil man mehrere Tage am Stück keine Zivilisation sieht. Dieses Jahr sollte sozusagen der Testlauf dafür werden. Falls es in Spanien schief läuft, wäre es nur halb so schlimm wie drüben in Amerika. In dem Fall hätte ich noch ein ganzes Jahr Zeit, die nötigen Änderungen vorzunehmen.

Ungefähr 3 Monate verbrachte ich täglich mehrere Stunden damit, die passende Ausrüstung im Internet zusammen zu suchen. Bevor ich irgendetwas bestellte, guckte ich mir etliche Produktbewertungen an und was die Alternativen zu dem Ausrüstungsstück waren.

Die Philosophie hinter den Entscheidungen waren:

  1.  lange Haltbarkeit, auch wenn das ein Mehr an Gewicht bedeutet. Schließlich soll die Ausrüstung auch noch für zukünftige Reisen genutzt werden
  2. nicht geizig sein. Lieber einmal etwas richtig gutes kaufen, anstatt doppelt Geld auszugeben, weil die erste Anschaffung den Ansprüchen nicht gerecht wurde
  3. nicht am Schlafkomfort sparen, weil sich der Körper nach einem langen Tag erholen muss

Die Highlights der Ausrüstung waren definitiv einmal das Zelt von Hilleberg, welches mit seinen 4 kg extrem wetterfest war, der original US-Army Rucksack mit 110 L Fassungsvermögen, um alles verstauen zu können, Wanderschuhe von Deuter und die Trekkingstöcke von Leki. Dazu kam dann noch die Regenkleidung von Arc’teryx, eine 10 cm dicke Isomatte und ein Schlafsack für Temperaturen bis -10° C von Exped und ein riesen Messer, mit dem man sogar Feuerholz schlagen kann. Den ganzen anderen Kleinkram zähle ich lieber nicht auf, um die Leser nicht unnötig zu langweilen. Alles in allem wog er 21,7 kg. Meine Kollegen haben  sich berechtigterweise köstlich über die Menge der Ausrüstungsteile und dem daraus resultierenden Gewicht amüsiert. Sie schlossen sogar Wetten ab, dass ich unterwegs etwas zurückschicken werde. Auch meine Freunde vom letzten Camino rieten mir zu einem leichteren Rucksack. Ich wollte von alldem nichts wissen und ihnen zeigen, dass das mit dem richtigen Training absolut kein Problem sei.

Ob das gut gegangen ist, könnt ihr euch dann ja im Reisebericht durchlesen.