Und wieder einmal startete eine lange Reise auf dem kleinen Burg Stargarder Bahnhof. Seit ich mich vor 3 Jahren als unerfahrener Grünschnabel auf den Weg nach Saint-Jean-Pied-de-Port machte, um den Jakobsweg zu wandern, haben mich meine Füße schon ziemlich weit rumgebracht: durch ganz Spanien, entlang der Ostküste der USA und nun 4260 km von der mexikanischen zur kanadischen Grenze. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich eines Tages den Pacific Crest Trail in Angriff nehmen würde, hätte ich ihm wohl einen Vogel gezeigt.
Aber hier sitze ich nun in San Diego, 50 km Luftlinie vom PCT entfernt, und warte darauf, dass es morgen endlich losgeht. Die Anreise war ziemlich anstrengend, insgesamt 5 Flüge. Beinahe hätte ich mein USA Visum nicht bekommen, weil die Herrschaften es anscheinend nicht gerne sehen, wenn man in zwei aufeinander folgenden Jahren für jeweils 6 Monate einreisen möchte. Nach einer guten halben Stunde konnte ich sie letztendlich doch noch überzeugen, dass ich nur zum Wandern hier bin.
Durch diese ungeplante Verzögerung hätte ich beinahe meinen Anschlussflug verpasst – 2 Minuten später und ich hätte vor verschlossener Tür gestanden. Dafür lief im Anschluss alles rund. Um 19:30 Uhr Ortszeit (01:30 Uhr in DE) hat mich Seth’s Mutter vom Flughafen in Savannah, Georgia abgeholt. Ihr Gästezimmer sah wie ein Lagerhaus aus: Essen soweit das Auge reicht. Immerhin stapelten sich hier die Vorräte von 3 Leuten für die nächsten 5 Monate. Am Samstag kauften wir dann für mich ein, was nochmal eine Menge Essen hinzufügte. Der aufwendige Part bestand darin, alles in Tüten abzupacken. Einen Snack-Beutel, 3 verschiedene für mein Frühstück & Abendbrot, und einen mit Vitaminen, Fischöl usw. Und das alles 140 mal, für jeden Tag. Seth’s Mum wird uns dann die Pakete immer an unser nächstes Ziel schicken. Ohne diese Unterstützung wäre es gar nicht möglich, immer an Essen ranzukommen.
Montag, noch im Halbschlaf und mit den Gedanken irgendwo anders, hab ich Dussel glatt vergessen, meinen Rucksack aufzugeben und stellte mich stattdessen direkt an der Schlange zur Sicherheitskontrolle an. Kurz bevor ich an der Reihe war, bemerkte ich den Fehler und rannte zurück zur Gepäckabgabe. Wenn ich noch einmal eine halbe Stunde anstehen würde, würde ich den Flug verpassen. Zum Glück war einer der Cops so freundlich und winkte mich direkt zum Sicherheitscheck durch. Zwei Flüge und 9 Stunden später kam ich in San Diego, Kalifornien an. Paul trudelte am nächsten Morgen ein, womit unsere Gruppe vollständig war. Es ist ganz gut gewesen die 3 Tage Zeit zu haben, um sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Voll ausgeruht kann es dann morgen, am 6. Mai, endlich in Campo an der mexikanischen Grenze losgehen! Die Wettervorhersage sieht jedenfalls bestens aus: angenehme 16°C mit einer geringen Regenwahrscheinlichkeit. Damit haben wir sozusagen den Jackpot geknackt, wenn man bedenkt, dass es hier locker mal 30°C im Schatten heiß sein kann.