Nach dem langweiligen gestrigen Tag, wurde es heute umso abwechslungsreicher. In völliger Dunkelheit ging es schon um 6:15 Uhr auf die Straße. Weil ich gestern Nachmittag nicht in der Lage war, der Herbergsleiterin mein Geld anzudrehen, hab ich die 10 Euro auf das Kopfkissen gelegt. Die erste Stunde war es noch stockdunkel, dank der Stirnlampe konnte ich den Weg allerdings auf Anhieb finden – nicht wie letztes Jahr, als ich mich halb verlaufen habe. Nach einiger Zeit offenbarte sich mir ein Bild, wie ich es zuvor noch nie gesehen habe. Da geht man 2 Stunden lang durch die einsame Landschaft, nur um dann plötzlich vor einer Hippie-Zuflucht zu stehen. Es gab eine Snackbar mit Spendendose, 2 Schlafplätze und eine kleine Kochstelle, die heute Morgen anscheinend auch schon genutzt wurde.

In Astorga fiel mir halb die Kinnlade runter, als hunderte maskierte Männer, Frauen und kleine Kinder im Ku-Klux-Klan-Verschnitt durch die Straßen zogen und so Ostern zelebrierten. Ein brasilianischer Pilger erklärte mir später, dass es durchaus Parallelen gibt oder gab. So ganz habe ich ihn nicht verstanden. Nach dem Spektakel habe ich mich schon auf die bevorstehenden Berge gefreut – endlich raus aus dem Flachland! Im Reiseführer las ich von der überaus interessanten Möglichkeit, für ein paar Tage im Benediktinerkloster Monte Irago zu bleiben. Die einzige Voraussetzung dafür war, dass man mindestens 2 Nächte dort verbringt, um Zeit zur Einkehr zu finden. Wenn ich weiterhin so große Distanzen pro Tag zurücklege, könnte ich es mir sogar leisten, 3 Nächte zu bleiben und trotzdem noch rechtzeitig in Sarria anzukommen. Ich fühlte, dass ich so eine Pause mal bitter nötig hatte. Wie besessen spulte ich die Kilometer nur so runter und war innerlich total aufgewühlt. Und wann hat man schließlich schon mal die Möglichkeit, in einem Kloster mit Mönchen zu leben? Leider sagte man mir an der Eingangstür, dass Pilger erst ab Mai aufgenommen werden. Ziemlich enttäuscht entschied ich mich dann zum nächsten Dorf weiterzugehen. Unterwegs traf ich noch einen Iren namens Jack, mit dem ich mich super verstanden habe. Gemeinsam checkten wir in einer Hippie-Albergue ein. Da die Betten schon alle belegt waren, wurden wir zusammen mit ungefähr 10 anderen Pilgern im Yogaraum untergebracht.

 

 

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